Die Magische Tasche
Geschichte
Die Magische tasche
Gebärdensprache-Lexikon
In einer weit entfernten Stadt lebte ein Mädchen namens Olivia mit ihrem Bruder David. Beide lebten allein, da sie ihre Eltern durch einen Schneesturm verloren, der die Stadt vor einem Jahr heimgesucht hatte.
Seitdem kümmerte sich Olivia um ihren Bruder, der erst 5 Jahre alt war. Eines Nachts hatten sie nichts mehr zu essen, weil ihnen das Geld zum Kaufen fehlte.
Daher gingen Olivia und David nach draussen und brachten einige Schals von Olivia mit, um sie zu verkaufen. Ein paar Stunden lang gingen sie von Haus zu Haus, aber kein einziger Schal wurde verkauft. Weiter schlenderten sie entlang dem Strassenrand. Und da erblicken sie durch Fenster leckeres Essen auf Tischen in warmen Häusern, wo ganze Familien sich versammelten. So gingen sie halt weiter...
Da David sehr hungrig und müde war, beschloss Olivia, Halt vor einem Laden zu machen, der gekochte Kartoffeln zum Kauf anbot. Vor dem Laden roch es nach Aroma von Salzkartoffeln, wodurch die Mägen von Olivia und David noch hungriger wurden.
Neugierig guckte Olivia in den Laden. Als der Kartoffelverkäufer sie bemerkte,
erschrak Olivia zurück. Lächelnd trat der Verkäufer auf Olivia zu und fragte: „Warum seid ihr so spät draussen? Es ist kalt!“
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Mit müdem Gesicht antwortete Olivia: „Wir haben zu Hause nichts mehr zu essen. Darf ich diesen Schal gegen Ihre Salzkartoffeln eintauschen?“ und zeigte dem Verkäufer den Korb mit einem Schal.
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Wieder lächelte er und ging zurück, ohne etwas zu sagen. Da wurde Olivia enttäuscht.
Als Olivia und David den Sack aufmachten und die grossen warmen Salzkartoffeln darin erblickten, waren sie sehr glücklich und dankten dem Verkäufer. Auf dem Heimweg konnten sie sich kaum gedulden, zuhause die köstlichen Kartoffeln zu geniessen.
Nach einer Weile aber trat der Verkäufer aus dem Laden heraus, überreichte ihnen einen Sack und sagte: „Das ist für euch. Geht bald wieder nach Hause, es ist spät und es wird kälter sein!“
Auf dem Weg trafen sie eine alte Bettlerin, die fror und an ihrer Magengegend hielt.
Als sie vor ihr anhielten, fragte die Bettlerin Olivia: „Habt ihr etwas zu essen für mich? Ich habe seit zwei Tagen nichts gegessen.“
Weil Olivia die Bettlerin bemitleidete, schaute sie in ihren Sack, worin zwei grosse, warme Kartoffeln waren. Eine Kartoffel davon nahm sie heraus.
Als Olivia sah, dass der Schal der Bettlerin zerrissen und durchlöchert war, wickelte sie die Kartoffel in ihren Strickschal ein, den sie der Bettlerin überreichte. Olivia is so hungrig, aber sie kann das noch aushalten.
Ganz herzlich dankte die alte Bettlerin und streckte ihre dünne Hand nach Olivia aus und sagte: „Nimm dies als meinen Dank!“. Sie überreichte ihr eine schäbige Tasche.
„Danke! Oma, wir müssen jetzt nach Hause gehen, das Wetter wird kalt!“, sagte Olivia und verliess mit ihrem Bruder die alte Bettlerin.
David fragte Olivia: „Warum hast du der Grossmutter eine Kartoffel gegeben? Wir selber sind am Verhungern!“ Lächelnd antwortete Olivia: „Hast du gehört, was Oma sagte? Sie hat seit zwei Tagen nichts gegessen. Ich glaube, wir können noch überleben.“ Da war David sprachlos, als er sich den Sack ansah, der nur noch eine Kartoffel enthielt.
Zuhause angekommen, nahm Olivia die Kartoffel aus dem Sack heraus und schälte sie. Sie legte sie auf einen Teller bei Tisch und sagte: „Iss das, ich kann den Hunger noch aushalten.“ Der sehr hungrige David begann, die Kartoffel in Scheiben zu schneiden, und ass sie mit traurigem Gesicht, weil seine Schwester nichts essen konnte. Olivia ging in ihr Zimmer und schlief mit dem hungrigen Magen ein.
Anderntags morgens wachte Olivia auf – überrascht, weil ihr kleiner Bruder nach ihr rief. Sofort stand sie aus dem Bett auf und suchte nach David, der sagte: „Sieh mal, in der Tasche hat es eine Menge von gekochten Kartoffeln!“
- warmen und sehr leckeren Kartoffeln. Deren feines Aroma breitete sich im ganzen Raum aus. Olivia war überrascht, als sie die magische Tasche mit den Kartoffeln sah.
Olivia und David fühlen sich so glücklich und dankbar. Seitdem haben sie nie wieder gehungert, auch sie teilten gekochte Kartoffeln mit hungernden Menschen in der Stadt.